Über individuelle Freiheit und liebevolle Kontrolle, Eigenverantwortung und Toleranz. Ein Interview mit Conny.

Hier erlebte ich eine Atmosphäre von Freundlichkeit und Wohlwollen.

Conny hat vor kurzem sein Abitur gemacht. Seine Leistungskurse: Mathe und Physik. Seine Abschlussnote: 1,1. Und das, wo er erst einmal Deutsch lernen musste, als er zur 6. Klasse in die Steinmühle kam. „Im Internat wie an der Schule fand ich eine Atmosphäre von Freundlichkeit und Wohlwollen vor und habe viel Unterstützung erfahren. Das hat mir sehr geholfen, mich einzuleben und willkommen zu fühlen.“ Welche Herausforderungen Conny zu meistern hatte, warum er unbedingt ein sehr gutes Abitur wollte und wie er es geschafft hat, das lesen Sie HIER im Interview.

Er hängt ab. Geht aufs Internat. Fliegt runter. Probiert es noch einmal. Kämpft. Zweifelt. Findet Unterstützung. Und schafft das Abitur. Sonja erzählt.

Er wollte. Und er wusste auch: Er muss.

Heute kann Sonja es als wertvolle Erfahrung für ihren Sohn einstufen. Doch damals war sie erst einmal nur erschöpft und auch ein bisschen verzweifelt. Damals: Damit meint sie, als ihr Sohn vom ersten Internat flog. Dabei hatte es so vielversprechend begonnen, sie hatte ihm so gewünscht, wieder zu sich selbst zu finden. Aber er scheiterte.  Dass er dann bei einem anderen Internat noch einmal eine Chance erhielt und sogar sein Abitur schaffte, dafür sei sie „unendlich dankbar“. Sonjas Geschichte handelt von den Höhen und Tiefen eines Heranwachsenden und den Sorgen einer Familie, von Enge und Freiheit, von Scheitern, Wiederaufstehen und einem großen Erfolg. WEITERLESEN

Eine Mutter berichtet:

Im Internat hat meine Tochter eine zweite Chance bekommen

Im Alter von 11 Jahren zieht Shira mit ihrer Familie von Israel nach Bamberg in Nordbayern. Sie kann gut deutsch sprechen. Mit dem Lesen und Schreiben hapert es. Hinzu kommen eine diagnostizierte Legasthenie und Aufmerksamkeitsstörung (ADS). Eine Herausforderung für die Realschule in ihrem Wohnort. Und eine besondere Herausforderung für das junge Mädchen selbst, das schon bald das Gefühl hat, dass „gegen sie, statt mit ihr“ gearbeitet wird. „In einem Elterngespräch hat man mir tatsächlich empfohlen, meine Tochter auf eine hebräische Schule zu schicken“, erinnert sich Shiras Mutter Fiona Atay-Sandyk. In der Hoffnung, eine individuellere Betreuung mit spezieller Förderung könne das Problem lösen, entscheidet sich Shiras Mutter für eine Montessori-Schule in der Nähe. Aber Shira selbst will einen größeren Schritt wagen: Ein Internat soll es sein, auf das sie ihr Pferd mitnehmen könnte.

„Was habe ich falsch gemacht?“

Obwohl Fiona Atay-Sandyk selbst im Alter von 14 Jahren und ohne fundierte Englischkenntnisse auf ein Internat in England und später in die Schweiz gegangen ist, sitzt der Schreck tief, als ihre „Kleine“ mit zwölf ihr Zuhause verlassen will: „Was fehlt Shira? Was habe ich falsch gemacht? Was kann ein Internat ihr geben, das sie zu Hause nicht bekommt?“ Diese Fragen quälen die Mutter, die sich Sorgen macht, das Gefühl hat, versagt zu haben.

Internateberatung und Recherchen im Netz

Gleichzeitig nimmt sie den Wunsch der Tochter ernst, geht mit ihr zu einer Internateberatung, recherchiert im Internet und sucht mit Shira drei Internate in Deutschland aus, die „einen sympathischen Eindruck“ und eine Pferde-Unterbringung möglich machen. Ein Internat in Marburg ist das erste, das Mutter und Tochter besichtigen. Ihm angegliedert ist eine staatlich anerkannte Schule (Gymnasium) in privater Trägerschaft: „Der großzügige, naturnahe Campus, die überschaubare Schülerzahl, das pädagogische Konzept: Wir waren beide auf Anhieb begeistert und hatten das Gefühl, hier läuft es anders, herrscht eine entspannte und gleichzeitig anregende Atmosphäre“.

Doppelter Boden gibt gutes Gefühl

Nach dem Besuch zweier weiterer Internate ist sich Shira sicher, es soll die Marburger Schule mit Internat sein. Die Mutter lässt ihr zwei Wochen Bedenkzeit, „in denen sie jeden Tag ihre Entscheidung bekräftigte“ und hält die Anmeldung bei der Montessori-Schule zunächst aufrecht: „Falls Shira gesehen hätte, es sind doch ,keine Reiterferien‘ oder sich überfordert und nicht wohl gefühlt fühlt hätte, hätte sie jederzeit wieder nach Hause kommen können“. Aber Shira will bleiben. Das Miteinander in einer wohlwollenden Gemeinschaft, der Unterricht mit außergewöhnlichen AG-Angeboten und das vielseitige Freizeitprogramm des Internats empfindet sie als großes Plus.

Mit Mut, Vertrauen und klaren Vorgaben zum Schulabschluss

Doch es gibt auch Herausforderungen, Regelverstöße und Diskussionen: „Es war nicht immer leicht mit und für Shira. Wir hatten mehrere Gespräche mit Internat und Schule, wenn etwa ihre Leistungen nicht den Erwartungen entsprachen. Und es kam der Vorschlag, sie auf eine externe Realschule zu schicken“, erinnert sich Fiona Atay-Sandyk. „Aber Shira war dagegen. Sie wusste schon immer, was sie will. Und dass sie es schaffen kann, wenn sie sich auf ein Ziel fokussiert“, sagt die Mutter. Als sie sich für den Verbleib auf dem Gymnasium entscheidet, zieht das Pädagog/innen- und Lehrer/innen-Team mit, glaubt an sie. „Wir konnten sehr deutlich spüren: Sie nehmen ihren Bildungsauftrag sowie die Verantwortung Shira gegenüber ernst.“ Internat und Schule unterstützen die junge Frau dabei, es weiterhin am Gymnasium zu probieren – mit der klaren Vorgabe und unter der Voraussetzung, dass sich ihre Leistungen verbessern müssen. Das funktioniert: Nach der 11. Klasse hat Shira die vorgegebene Punktzahl des schulischen Teils des allgemeinen Fachabiturs erlangt. Und beschließt, nun in die Berufswelt einsteigen zu wollen.

Internatsleiterin: Der eigene Weg ist der richtige

Ein zweiwöchiges Pflichtpraktikum bei einem führenden Hersteller für Sportbekleidung weckt in Shira den Wunsch, mehr praktische Erfahrung zu sammeln und die Schule zu beenden – wenn auch schweren Herzens. Shiras Mutter ist hin- und hergerissen, ob Shira nicht doch lieber das reguläre Abitur machen soll. Sie fragt Internatsleiterin Anke Muszynski, welches wohl der richtige Weg für Shira sei. Diese ermuntert sie, Shira die Entscheidung zu überlassen: „Es gibt keinen falschen oder richtigen Weg. Es gibt zwei Wege und den, den Shira wählt, das ist der richtige für sie.“ Und so ist es dann auch. Shira verlässt das Internat und absolviert ein einjähriges Praktikum bei einem Unternehmen in Bamberg, das Berufsbekleidung für Unternehmen und Hotelketten produziert. Sie hat ihre Entscheidung für das Fachabitur nie bereut.

Gemeinschaft und klare Regeln gaben Halt

Was hat der Schülerin im Internat bei ihrer Weiterentwicklung geholfen, ihr Halt gegeben? Und was hat sie gelernt, das sie möglicherweise sonst nicht gelernt hätte? „Die Gemeinschaft und das Verantwortungsgefühl füreinander haben Shira im Internat besonders geprägt. Teamfähigkeit und Sozialkompetenz hat sie dort wirklich gelernt“, blickt Fiona Atay-Sandyk zurück. Neben der Freiheit und dem lockeren Umgang hätten der Tochter gleichzeitig auch die verlässlichen Regeln und die Tagesstruktur einen festen Rahmen und Halt gegeben. Von den Internatswochenenden habe Shira besonders geschwärmt: „Manchmal haben die Wohnhäuser ‚nur‘ zusammen gekocht, sind ins Kino gegangen oder haben einen Einkaufsbummel gemacht. Manchmal sind sie aber auch Ski gefahren oder haben einen Freizeitpark besucht. Das hätte ich ihr zu Hause gar nicht bieten können.“

Eine zweite Chance und ein Weg in die Zukunft

Auch wenn sie anfangs Skepsis fühlte, weil Shira beim Eintritt ins Internat erst zwölf Jahre alt war, erlebt ihre Mutter diese Entscheidung rückblickend als „goldrichtig“. „Unser Verhältnis hat darunter nicht gelitten. Das Internat hat meinem Kind eine zweite Chance gegeben. Trotz ihrer Lernschwierigkeiten, der sprachlichen Defiziten und ihrer Aufmerksamkeitsstörung haben Internat und Schule sich für die Aufnahme von Shira ausgesprochen. Und ihr dann die besondere Betreuung und Förderung gegeben, die sie gebraucht hat, um ihren schulischen Weg gehen zu können. Dafür bin ich dankbar“. Darüber hinaus sei die Tochter in ihrer Zielstrebigkeit und ihrem Bedürfnis nach Selbstbestimmtheit bestärkt worden, sodass sie auch weiterhin mutig und offenherzig ihren Weg in die Zukunft gehen werde, ist Fiona Atay-Sandyk überzeugt. Dieser führt Shira demnächst für sechs Monate an eine Sprachenschule nach San Diego.

Interview mit Unternehmerin:

Internat hat uns als Familie entlastet und unseren Sohn optimal gefördert

Sabrina Gambino-Kreindl ist Unternehmerin aus Leidenschaft. Gemeinsam mit ihrem Bruder führt sie in München eine Gesellschaft, die erfolgreich Hotelmarken etabliert. Und auch ihr Mann ist als Unternehmer viel beschäftigt. Die Familie mit drei Kindern im Abstand von je einem Jahr hat ein sehr enges Verhältnis untereinander. Als der mittlere Sohn im Alter von 15 Jahren Vater und Mutter bei einem Spaziergang eröffnet, dass er auf ein Internat gehen möchte, sind die Eltern zunächst überrascht, können es aber schnell nachvollziehen. Sabrina Gambino-Kreindl sagt rückblickend: „Gianlucas Wunsch nach Veränderung war zum einen in seiner bisheriger Schule und zum anderen in der Familiensituation begründet.“ Der 15-Jährige sei auf seiner bisherigen Schule in München unterfordert gewesen und habe das Gefühl gehabt, für sich nicht weiterzukommen. Als ‚Sandwichkind‘ zwischen älterer Schwester und jüngerem Bruder sei ihm außerdem manchmal alles zu viel gewesen. „Dann wurde er laut und wollte einfach nur seine Ruhe haben. Im Internat sah er wohl eine Möglichkeit, sich aus der engen Familienbindung zu lösen und ein selbstbestimmteres Leben zu führen.“

Aus dem Probewohnen wird eine Anmeldung

Weil er schon immer sehr reif und überlegt für sein Alter gewesen ist, vertrauen die Eltern seiner Einschätzung, zumal er sich gut informiert und überzeugende Argumente für einen Internatsbesuch hat. Die Familie recherchiert im Internet und nimmt Kontakt zu Gianlucas Onkel auf, der in den 60er Jahren auf einem Internat in Marburg war. Der Onkel empfiehlt seinem Neffen, sich seine ehemalige Schule mit Internat einfach mal anzuschauen. Und so geschieht es. Nach dem Besuch der Website und mehreren Telefonaten mit Schule und Internatsleitung entscheidet die Familie, dass Gianluca in den Herbstferien eine Woche im Internat probewohnen wird. Aus dem Probewohnen wird eine Anmeldung und Gianluca bleibt nach den Ferien gleich als Internatsschüler an der Schule. „Uns hat gut gefallen, dass Schule und Internat bodenständig und lebensnah sind. Das pädagogische Konzept hat uns überzeugt. Ebenso das angenehme Miteinander“, erinnert sich Sabrina Gambino-Kreindl.

Reifer, selbstbewusster, eigenständiger

Gianluca fühlt sich von Anfang an willkommen und taucht in das Internats- und Schulleben ein. Er wird gefordert und gefördert, findet Freunde, mit denen er den Alltag teilt und seine Freizeit gestaltet. Er erhält die Unterstützung, die er benötigt, um sich persönlich und seine schulischen Leistungen weiterzuentwickeln. Der bisweilen aufbrausende Jugendliche wird ausgeglichener, sicherer und lernt, zu diskutieren und die Meinung anderer zu respektieren. „Die Schule mit Internat hat unseren Sohn sehr positiv verändert. Er ist reifer geworden, selbstbewusster, eigenständiger“, resümiert die Mutter.

Enges Verhältnis trotz großer Entfernung

Gianluca ist glücklich im Internat. Das Verhältnis zum Zuhause bleibt eng – trotz der Entfernung von 600 Kilometern. Der junge Mann telefoniert regelmäßig mit seiner Familie. Etwa alle zwei Wochen tritt er die Reise von Marburg nach München an, trifft sich dort mit alten Schulkameraden, verbringt Zeit mit Eltern und Geschwistern oder genießt es, auch einfach mal alleine in seinem Zimmer zu sein.

Erziehung gemeinsam mit Eltern gestalten

Sabrina Gambino-Kreindl fühlt sich durch Schule und Internat intensiv in die Erziehungsarbeit einbezogen und ist gleichzeitig erleichtert, sich mit gutem Gefühl den vielen Aufgaben widmen zu können, die sie und ihr Mann als Unternehmer-Familie haben: „Die Betreuung und Zuwendung, die Gianluca bekommen hat, hätten mein Mann und ich ihm so nie geben können. Ich habe viele Gespräche mit Lehrern und der Internatsleitung geführt, um immer im Bilde zu sein, wie es unserem Sohn geht und wie er sich entwickelt. Wir konnten Schule und Internat vertrauen. Das hat es uns als Eltern leicht gemacht, einen Teil der Erziehungsverantwortung loszulassen“, so Sabrina Gambino-Kreindl.

Von der Idee des Fachabiturs zur allgemeinen Hochschulreife

Da Gianluca eher ein praktisch veranlagter Typ ist, spielt er mit dem Gedanken, die Schule nach der 11. Klasse zu verlassen und sein Fachabitur zu machen. Die Internatsleiterin legt ihm nahe, mit seinen guten Leistungen doch die Herausforderung Abitur anzunehmen. Der feste Glaube des Pädagogen- und Lehrerteams an ihn motivieren und stärken den Schüler so, dass er die zum Teil schweren Prüfungen auf sich nimmt. Am Ende wird er mit dem Abitur belohnt.

„Wie Internat und Schule die jungen Menschen in ihrer Individualität annehmen und fördern, ist einzigartig“

„Im Internat hat Gianluca Urvertrauen in sich und seine Fähigkeiten bekommen – gestärkt durch den Zuspruch der Lehrkräfte und des Internatsteams“, ist Sabrina Gambino-Kreindl dankbar. Die Philosophie des Marburger Internats, die junge Menschen in ihrer Einzigartigkeit annimmt und fördert, sieht sie als sehr besonders an. Die Familie hat Vergleichswerte, da der jüngste Sohn in Österreich auf ein Internat geht. „Da wird die Individualität längst nicht in diesem Maße wertgeschätzt und gefördert!“

Abi-Reise, Schreinerlehre und Studium

Weil Gianlucas Herz fürs Handwerk schlägt, wird er nach dem Abitur eine Schreinerlehre machen und anschließend studieren. Doch zunächst steht die Abitur-Reise mit Mutter und Vater in die USA an. „Bei uns ist es Tradition, dass wir mit jedem Kind einzeln nach dem Schulabschluss eine Eltern-Abschlussreise unternehmen, um das Geleistete gebührend zu feiern“, sagt Sabrina Gambino-Kreindl.